Eigentlich wollte ich heute einen neuen Beitrag im üblichen „Another day, another week“-Stil schreiben, aufgrund aktueller Ereignisse verschiebt sich dieser jedoch etwas.
Jörg Haider ist tot.
Als ich heute Vormittag wach wurde hörte ich den laut aufgedrehten Fernseher im Wohnzimmer bereits. Ich hörte einen bekannten Journalisten, ich hörte Petzner und ich hörte Gerhard Dörfler, den stellvertretenden Landeshauptmann Kärntens. Ich hörte auch Jörg Haiders Name im Bezug auf irgendeine Pressekonferenz. Eine Pressekonferenz an einem Samstagvormittag? Das konnte nichts Gutes heißen. Die Konferenz begann und seltsamerweise hatte nicht Haider das Wort. Mit einem seltsamen Gefühl im Magen stand ich auf und ging ins Wohnzimmer. Schnell begrüßte ich meine Eltern, dann starrte ich auf den Fernseher. Jörg Haider war tot, gestorben bei einem Autounfall. Mir wurde leicht schwindlig und mein Herz fing an zu klopfen. Konnte es sein, dass der bedeutendste Kärntner Politiker aller Zeiten von uns gegangen war? Während ich mich umzog versuchte ich darüber nachzudenken warum ich so geschockt reagierte. Still schweigend setzte ich mich dann neben meinen Vater und verfolgte die Pressekonferenz. Es war leider wahr, Jörg Haider weilte nicht mehr unter uns. Im Laufe der, sehr emotionalen, Pressekonferenz wurde angedeutet, dass es zum normalen Kondolenzbuch auch eine virtuelle Version im Internet geben würde; ich entschied mich jedoch hier meinen Blog zu nützen und ein paar Zeilen zu schreiben.
Jörg Haider war durch manch umstrittene Aussagen auch weit außer Österreich bekannt, das zeigen schon diese zwei Bilder hier:
Haider in amerikanischen Magazinen
Einige von euch werden sich aber wahrscheinlich trotzdem fragen wer dieser Mann war. Ich sage es euch, er war der Antrieb Kärntens. Der langjährige Landeshauptmann. Der Vorsitzende der FPÖ und später dann der BZÖ. Dank seiner letzen Wahlkampfaktionen schaffte es das BZÖ sogar über 10 Prozent bei den Nationalratswahlen zu bekommen und überholte so die Grünen. Darüber hinaus war Haider ein Familienvater, hatte eine Frau und zwei Töchter. Er hatte auch noch starken Kontakt zu seiner Mutter die extra wegen ihres 90. Geburtstages nach Kärnten gereist war – an ihrem Geburtstag starb ihr Sohn.
1999 als FPÖ-Chef
Ich sehe zwei Katastrophen: die familiäre und die politische. Sie haben eines gemeinsam, es weiß nämlich niemand wie es weitergehen wird.
Nicht-Kärntner oder Nicht-Österreicher werden vielleicht nicht verstehen warum ich so geschockt bin, daher will ich versuchen es euch zu erklären. Jörg Haider war immer ein starkes politisches Symbol für Kärnten welches für Nicht-Kärntner nur schwer zu verstehen war. Er hat so viel für uns getan: Das Schulstartgeld, die Wohnbeihilfe, der Heizkostenzuschuss, die Billigtankstellen, der Eurofahrplan usw. Haider hatte im Grunde immer Recht, er übertrieb es nur manchmal. Abgesehen von der Tatsache, dass er von den Kärntnern wirklich geliebt wurde, das beweisen schon die letzten Wahlergebnisse, habe ich auch eine persönliche Erfahrung mit ihm. Im letzten Jänner hatten wir an der HTBL-Mössingerstraße den Tag der offnen Tür und Jörg Haider tauchte, umringt von Fotografen, unerwartet auf. Irgendwie schaffte ich es mich durch die Menschentraube durchzukämpfen und stand dann, in Erwartung eines Fotos, bei einer Vorführung eines Roboterarms neben dem Landeshauptmann. Bis dahin war Haider für mich ein normaler Politiker der nach Außen hin alles nur spielte, aber plötzlich drehte er sich zu mir und begann mir einige Fragen über das vorgezeigte zu stellen. Ich war überrascht, versuchte aber sofort Antworten zu liefern. Nach dem Ende der Vorführung schüttelte er noch lächelnd meine Hand und setzte seinen Rundgang fort. Jörg Haider, das war für mich plötzlich kein hochnäsiger Politiker mehr, nein, er war für mich zu einem beeindruckenden Menschen geworden. Eigentlich fast zu meinem Vorbild.
Jörg Haider, 2007
Ich war auch überrascht als ich mich hinsetze und im Internet auf verschiedene Newsseiten ging; unter jedem Artikel der Jörg Haiders Tod zum Inhalt hatte gab es hunderte Kommentare mit Beileidsbekundungen! Eine Seite, www.krone.at für die die es interessiert, hatte sogar weit mehr als tausend Kommentare! Und das nach erst wenigen Stunden!
Langsam möchte ich zum Ende kommen. Jörg Haider, das war der berühmteste Landeshauptmann den Kärnten jemals hatte. Jörg Haider, das war der Politiker der die österreichische Innenpolitik stark verändert hat wie sonst kaum einer. Jörg Haider, das war aber auch der Familienvater und Ehemann.
Wie sagte Petzner heute auf der Pressekonferenz so schön? „Jörg Haider hat alle Kärntner in sein Herz geschlossen.“ Ich denke umgekehrt ist es genau so. Herr Dr. Haider, Jörg, sie, beziehungsweise du, wirst uns allen fehlen. Ein toller Mensch ist heute von uns gegangen. Da du meiner Ansicht als gebürtiger Oberösterreicher mehr Kärntner im kleinen Finger warst als viele von uns und dieses Land auch in dein herz geschlossen hast möchte ich hier mit dem Kärntner-Heimatlied schließen.
Dort, wo Tirol an Salzburg grenzt,
des Glockners Eisgefilde glänzt,
wo aus dem Kranz, der es umschließt,
der Leiter reine Quelle fließt
laut tosend, längs der Berge Rand,
beginnt mein teures Heimatland.
Wo durch der Matten herrlich Grün
des Draustroms rasche Fluten ziehn;
vom Eisenhut, wo schneebedeckt
sich Nordgaus Alpenkette streckt
bis zur Karawanken Felsenwand,
dehnt sich mein freundlich Heimatland.
Wo von der Alpenluft umweht,
Pomonens schönster Tempel steht,
wo durch die Ufer, reich umblüht,
der Lavant Welle rauschend zieht,
im grünen Kleid ein Silberband,
schließt sich mein liebes Heimatland.
Wo Mannesmut und Frauentreu‘
die Heimat sich erstritt auf’s neu‘,
wo man mit Blut die Grenze schrieb
und frei in Not und Tod verblieb;
hell jubelnd klingt’s zur Bergeswand:
Das ist mein herrlich Heimatland.